A c h i m  G r e i n e r   - Freundeskreis

Regina Bornemann

(Germanistin, Historikerin, Studienrätin)

Berliner Spurensuche

Ich habe Achim Greiner über meinen damaligen Freund kennengelernt. Nachdem wir uns getrennt hatten, zog dieser von unserer gemeinsamen Wohnung in der Kreuzbergstraße in eine nahe gelegene „Männer-WG“ in die Hornstraße, beides in Berlin-Kreuzberg 61 (alte Postzustellungsziffer des westlichen Bezirksteils). Hier wohnten damals schon – wir befinden uns im Jahre 1979/80: Norbert Fritsch und Achim Greiner, Meisterschüler der Berliner Hochschule der Künste (HdK). Wenn ich an meine ersten Begegnungen mit Achim denke, sehe ich ihn mit seinen runden Brillengläsern auf dem Bett liegen oder mir irgendetwas zeigend, erklärend, seine Kunst oder auch Musik. Es entwickelte sich eine liebevolle Freundschaft, wir trafen uns hin und wieder, sei es in der Hornstraße oder in einer Kreuzberger Kneipe. Alle drei Männer arbeiteten am Wannseeheim für Jugendfortbildung, in der dortigen Einrichtung. Ich erinnere mich, dass ich von Achim eine große Fotografie zu meinem 25. Geburtstag geschenkt bekam, die mich bis heute immer begleitet hat. Sie stellt einen sitzenden Engel dar, der den Betrachter aufmerksam und mahnend anschaut. Es ist ein von Achim selbst angefertigtes und vergrößertes Schwarzweiß-Foto in einem verglasten Holzrahmen, das Objekt – der Engel – stammt, ich höre es Achim noch sagen, von einem Spaziergang um den Wannsee, wahrscheinlich von einem Friedhof. Meine nächsten Erinnerungsspuren führen mich in die Großbeerenstraße in Berlin-Kreuzberg, unweit vom Landwehrkanal. Die Künstler-Männer-Wohngemeinschaft musste sich wegen einer Umsetzung (im Rahmen einer Sanierung) hier niederlassen, die Hornstraße war verkauft oder umgebaut worden. Ich glaube, ich habe Achim nachträglich zu seinem Geburtstag gratuliert, es war Sommer und er zeigte mir seine neuen Kunstwerke: sein „Triptychon“. Achim und ich haben einiges „ausgetauscht“: er wollte unbedingt einen alten Sessel von mir aus der Kreuzbergstraße (ich habe noch heute den zweiten dazu) und ich bekam irgendwann ein kleines, dunkelgrünes Aquarell von ihm. Es stand lange im Regal an meinem Schreibtisch. Gefunden habe ich einige von Achim beschriftete und graphisch gestaltete Tonbandkassetten, die er mir schenkte. Mein Treffen in der Großbeerenstraße war mein letztes mit Achim. Ich hörte über andere Freunde von seinem Wegzug nach Schwaben, nach Schwäbisch Gmünd in seine alte Heimat, einige Zeit später von seinem tragischen Tod...

Ich vermisse einen Freund und Künstler.
Berlin, September 2010
Text Copyright ©Regina Bornemann